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Geschichte der Kirchengemeinde
- Details
- Kategorie: Kirche
1953 - 31.3.1957 Pfarrer Horst Dinglinger
1954 10. 10.: Einweihung Kirche mit Kindergarten und Pfarrhaus
1955 Erster Konfirmanden-Jahrgang
1957 Pfarrer Girard de Souconton (bis Dezember 1957)
1958 Pfarrer Costa (nur 2 Monate im Frühjahr 1958)
1958 - 1974 Pfarrer Hans-Karl Hack (Superintendent 1964 bis 1972)
1961 Einbau der Orgel am 12.9.
1962 Glockenturm mit 3 Glocken (Gebr. Rincker, Sinn)
1975 - 1976 Pfarrer Günther Barthel
1977 - 1989 Pfarrer Jürgen Fliege
1979 20. 9.: Gründung Gemeindeverein
1980 Freizeitheim "Vennhaus (Karl-Lauterbach-Haus)"
1989 bis heute Pfarrer Charles Cervigne
1998 Wohnanlage Pützdorfer Straße
1999 Gründung Paulushausverein
2003 50-Jahr-Feier
2013 60-Jahr-Feier
2023 70-Jahr-Feier
Im Gemeindebrief gab es in den letzten Monaten eine Fortsetzungsstory
"Wie alles begann"
Hier einige Episoden daraus....
1975 - 1976
Klara Barthel - Eine Pfarrersfrau
Schön im Hintergrund stehend. Am besten noch mit ein paar Kindern.
Den Mann schön vertretend an der Haustür des Pfarrhauses, im Gemeindehaus
und manchmal in der Frauenhilfe und im Seniorenkreis.
Die Pfarrfrau hatte die sanftmütige gute Fee der Gemeinde zu sein.
Klara Barthel war nicht so.
Stopp. Wir müssen differenzieren. Gerackert und gearbeitet hat sie enorm. Sie hatte ein sagenhaftes
Organisationstalent. Zudem war sie selbstbewusst und stark. Sie war überall in der Gemeinde zu finden.
Unersetzlich war sie, sagten die einen.
Herrisch, bestimmend, verletzend sagten die anderen.
Und schon gab es da Geschichten, Histörchen und Legenden.
Die mithelfenden ehrenamtlichen Frauen in Kirche und Gemeindehaus — sie hatten Angst vor ihr.
Wirklich? Die Angestellten, egal wo, duckten sich, wenn die sie kommen hörten. Wirklich?
Ja, und ach du je. Sogar in den Gottesdiensten, gehalten von ihrem Mann, konnte sie ihren Mund nicht halten und
nörgelte über den „Quatsch" den der da vorne redete". Wirklich?
Wenn sowas in einer Gemeinde derart diskutiert wird, dann ist der Frieden weg und eine Arbeit für die
Gemeinde nicht mehr möglich. Und so war diese behutsame Aufbruchszeit mit einem Mal zu Ende.
Was blieb?
Gerüchte, Gerede, Versagen.
Und ganz viele traurige Menschen. Darunter wohl auch die Eheleute Barthel.
Man sagt, sie seien nach Wien gegangen. Wahrheit oder Gerücht?
1977 - 1989
Jürgen Fliege
Zeiten ändern sich. Menschen ändern sich.
Amtspersonen ändern sich.
Da kam einer, keine 30 Jahre alt. In Essen-Steele hat er versucht,
das dortige Presbyterium zu entmachten.
Irgendwie schien er Recht gehabt zu haben, dass dieses Presbyterium nicht gut für die Gemeinde
sei. Denn große Teile der Gemeinde standen hinter ihm. Das zählt aber nicht in einer Amtsbehörde.
Mit Ach und Krach überstand er ein Berufsverbotsverfahren.
Und nun war er in Aldenhoven. Erst mal sehr vorsichtig.
Er wollte erst „mal gucken“. Seine erste Terminsetzung war die Konfirmation 1978.
Letztendlich blieb er bis Juni 1989.
Bislang gab es in Aldenhoven ältere, schon etwas gesetztere Pfarrer.
Dieser „Jürgen“ war aber äußerlich fast noch ein Milchbubi, Frauenschwarm, mit längerem
Haar, Barfußgeher und Radfahrer, und überhaupt nicht so würdevoll wie seine Vorgänger.
Eben ein Vertreter einer anderen Generation, die von den Umbrüchen der 60er Jahren
geprägt war, die widerständisch war, ebenso klar politisch, und sich so ganz anders
ausdrückte und darstellte, wie man es bei den ehrwürdigen Pfarrern kannte.
Die Einen waren hell entsetzt, als sie ihn in Aktion erlebten.
Die Anderen waren hell begeistert und schlossen sich einem neuen Aufbruch an.
Die anstehenden 12 Jahre waren spannende Jahre, die die Gemeinde noch mal ganz neu
definierten.
Predigen in Aldenhoven
- Gedanken von Jürgen Fliege
Als Kind und als Jugendlicher waren Gottesdienste für mich immer langweilig. Weil ich aber schon als
kleiner Junge Pfarrer werden wollte, musste ich damals schon eine Vision gehabt haben, dass man das
ganze Theater auch anders machen können müsste.
Und das andere war und ist, dem Heiligen Geist eine Chance einzuräumen zum Gottesdienst auch in der
Kirche zu erscheinen. Und weil wir den Heiligen Geist mit guten Gründen als den Geist des Lebens und der
Lebendigkeit wahrnehmen, müssten wir alle Konserven der Wahrheit zuhause lassen. Spontanität,
Authentizität, dem Augenblick eine Chance geben, offen sein, was alles im Gottesdienst passiert, ist
wesentlich.
Und dann kam und kommt hinzu, dass man sich der Kritik am dahergepredigten Gottesdienst stellen muss.
Was ist mit der Predigt? Was soll das überhaupt? Was ist mit den Liedern? Wozu sind die da? Und vor allem:
Was ist mit dem sogenannten Beten? Was tun wir da? Und dann: Warum die gestelzte Gottesdienstsprache?
Wird die von den Menschen überhaupt noch verstanden oder gesprochen?
Alles kam in Aldenhoven auf den Prüfstand. Ich mache das mal deutlich an einem normalen
Trauergottesdienst.
Da steh ich also oben am Stehpult, etwas höher als die Trauernden auf den Bänken, und sehe und spüre,
dass sie alle die ganze Zeit nach unten schauen. Nicht zu mir, der ich rede oder bete. Wohin schauen die? Ich
bin also uninteressant. Sie sind mit ihren Gedanken bei dem Verstorbenen. Dann muss ich runter zu ihnen
und setze mich auf einen Stuhl neben den Sarg, lege die Hand auf den Sarg und warte. Und erst nach einer
Weile öffne ich meinen Mund, weil meine Seele erst jetzt wirklich da ist. Und ich habe keine vorbereitete
Rede. Ich lausche dem Verstorbenen. Ich belausche die Trauernden. Ich finde die Worte des Heiligen Geistes
im Raum.
Ein Gottesdienst, in dem ich mich langweile, ist nichts für mich. Und ich langweile mich schnell mal. Ich will
unterhalten. Ich möchte meiner Gemeinde Unterhalt geben, wie man seinem Kind und anderen Unterhalt
garantiert, damit sie davon leben können. Und eine Gemeinde ernährt man mit einem unterstützenden
Gefühl der Freude, der Trauer, des Staunens.
Und darum habe ich eigene neue Lieder geschrieben. Lieder, die die Gemeinde sofort mitsingen konnte.
Denn der Gesang des Volkes ist eine mächtige Stütze der evangelischen Kirche.
Endlich ist mir beim Predigen wichtig geworden, dass ich mit den alten Texten nicht die Situation in
Jerusalem oder sonst wann und wo erklären will, sondern die Situation in Aldenhoven oder in der Seele
von einzelnen von uns. Ich wollte auch im Gottesdienst Seelsorger sein. Was ist denn mit der Geschichte vom
verlorenen Sohn, wo der eine gefeiert wird obwohl er das Erbe durchgebracht hat und der andere
Betriebsnachfolger stinksauer ist? Gibt’s das auch bei uns? Dann interessiere ich mich nicht für den Sohn,
der da gefeiert wird, sondern für den, der sauer ist. Ich liebe die schwarzen Schafe.